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Ich nehme mir eine Auszeit

17. Mai 2013

Ich habe am 14. Mai der Piratenpartei per Twitter mitgeteilt: „Ich nehme mir eine Auszeit von dieser Partei und reduziere meine Arbeit auf ein Minimum. Ich bin ziemlich genervt von dem Umgang miteinander.“ Danach habe ich dann das Twittern eingestellt.

Eine Partei ist kein Kindergeburtstag

Mir ist natürlich bewusst, dass eine Partei kein Kindergeburtstag, sondern ein Instrument ist, um gesellschaftliche Projekte zu entwickeln und um Ansichten in Wahlen durchzusetzen. Mir ist auch klar, dass in einer Partei nicht nur Gleichgesinnte kuscheln. Darum gilt auch, dass beleidigt sein bei politischen Niederlagen nichts zählt und auch falsch ist. Konnte eine Minderheit keine Mehrheit werden, dann muss sie sich fragen, was an ihrer Strategie oder an ihrem Programm nicht mehrheitsfähig war. Auf der Basis dieser Analyse müssen begangene Fehler korrigiert werden. Indem sie Menschen von der Richtigkeit überzeugt, für ihre Sache wirbt, oder, oder, oder … kann eine Minderheit zur Mehrheit werden.

Das alles ist Politik, auch in der Piratenpartei, und es gehört dazu, wenn ein Mensch einer Partei beitritt.

Es geht mir um etwas anderes.

Das „Risiko“ eines jeden „Funktionärs“

Seitdem ich zum Politischen Geschäftsführer der Piratenpartei Baden-Württemberg gewählt wurde, greift man mich verdeckt und/oder anonym, auf Twitter und per DM, per Mail, im Mumble und im SyncForum an. Ich lese über mich, dass ich ein „Antideutscher Linksfaschist“ bzw. Mitglied der MLPD sei. Menschen, die mich nicht kennen, werfen mir vor, dass ich die Piratenpartei unterwandert habe und sie an Irgendwen oder Irgendetwas ausliefern wolle. Andere Menschen wiederum werfen mir vor, dass ich für diese Funktion auch in Zukunft nicht, überhaupt nicht oder sowieso schon immer vollkommen ungeeignet sei.

Dann gibt es Menschen, die mir permanent mitteilen, welche Aufgaben ich als PolGF gar nicht, so nicht richtig, oder überhaupt vollkommen falsch erledigt oder angefasst habe.

Ich werde in unregelmäßigen Abständen mit DMs und Mails zu Äußerungen von mir geflutet, deren Verfasser mir vorschreiben wollen, was ich wann wie zu tun und zu sagen habe und was ich wann wie zu unterlassen habe.

Das alles ertrage ich, weil es das „Risiko“ eines jeden „Funktionärs“ der Piratenpartei ist.

Was aber nicht geht sind andere Dinge.

Was mich am Umgang miteinander nervt

Als ich beim BPT den Antrag zum Unvereinbarkeitsbeschluss mit der AfD begründet habe, durfte ich anschließend auf Twitter lesen, das @SpatzenKasten und ich den Antrag nur eingebracht hätten, um die SMV-Diskussion zu verschieben. Diejenigen, die mir dies vorwarfen, haben keinen Versuch gemacht, sich mit mir als Person dazu auseinanderzusetzen.

Was mich dabei am Umgang miteinander nervt ist, dass diese tweets oftmals von Personen abgesandt wurden, die keine 2 Meter neben mir standen.

Nach dem BPT gab es vielfältige Diskussionen über unsere neue Möglichkeit der Mitbestimmung.

Ich habe bei diesen Diskussionen weniger Position bezogen als Fragen gestellt. Dabei durfte ich erleben, wie dogmatisch manche Menschen in der Piratenpartei sind. Bei der RMV geht es anscheinend nur darum „Wer nicht für Antrag X ist und gar dessen Scheitern feiert, ist grundsätzlich gegen dessen Grundidee und somit der böse Feind.“

Und nein, Fragen ist kein Säen von Defätismus, [1] es ist kein Herumnörgeln, kein Schlechtmachen des Beschlusses. Wer mir eben dieses vorwirft, mich öffentlich angreift, Fragen unerwünscht scheinen lässt, der lässt mich an dieser Partei zweifeln. Belastend wird dies, wenn Menschen, die ich schätze, mit denen ich eigentlich gerne zusammenarbeite, sich so verhalten.

Das ist etwas, was mich am Umgang miteinander nervt.

Es nervt mich am Umgang miteinander, dass nach dem Austritt von @pyth2_0 der baden-württembergische LaVo mit dem Hessischen LaVo verglichen wird. @pyth2_0 schreibt „Ich bin demotiviert, weil in dieser Partei Vorstände existieren, die seelenruhig zuschauen, wie einzelne Mitglieder fertig gemacht werden“. Diese Zustandsbeschreibung trifft nicht auf den Landesvorstand Baden-Württemberg zu, dessen Teil ich bin. Zu behaupten, es bestünde in der Sache die geringste Vergleichbarkeit der LaVos miteinander, ist jedem Menschen im LaVo gegenüber zutiefst unfair und ungerecht und diskreditiert ihre Arbeit.

Es ist entnervend, wenn Menschen in Entwürfen für Pressemitteilungen des Landesverbandes Baden-Württemberg, in denen einem frisch gewählten Bundesvorstandsmitglied gratuliert wird, anonyme Angriffe auf den gerade gewählten einbauen, um ihn niveaulos anzupöbeln.

Es ist unerträglich, dass sich in pad Chats darüber ausgelassen wird, dass einzelne LaVo Menschen wegen eines Vollzeit Brotjobs sowieso ungeeignet für ihren Funktion sind. Es geht nicht an, dass aus der Tatsache der Erwerbstätigkeit abgeleitet wird, die Kandidatur eines Menschen an sich sei bereits parteischädigend. Das alles anonym und in unterirdischer Sprache.

Was mich aber am meisten im Umgang miteinander nervt ist die unglaubliche Unehrlichkeit und Feigheit Einzelner. Es werden auf twitter und andernorts Andeutungen über die Arbeit von Menschen aus Vorständen gemacht, aber beim BPT hat keiner der anwesenden Nörgler auch nur einen Versuch unternommen, ein persönliches Gespräch mit den Personen zu führen, die Ziele ihrer „Kritik“ waren.

Vor 10 Wochen habe ich, als ich sagte: „Ich nehme die Wahl an“ indirekt drei Versprechen abgegeben: eines, die Menschen nicht zu enttäuschen, die mich gewählt haben. Dann das an die Menschen, die mich NICHT gewählt haben, dass sie an Ende zugestehen, sie hätten mit mir doch die rechte Wahl getroffen. Und dann habe ich letztendlich der Piratenpartei Baden Württemberg versprochen, für sie bis zum Tag meiner Entlastung zu arbeiten.

Ich werde diese Partei nicht verlassen

Und das bedeutet, zur Enttäuschung aller, die sich jetzt schon freuen: ich werde weder diese Partei verlassen noch meine Funktion als PolGf aufgeben. Ich werde auch die Arbeit im LaVo nicht einstellen.

Ich nehme mir jetzt die Zeit, mich zu sammeln und neu aufzustellen. Ich werde in der Zeit, die ich mir nehme, meine Kommunikationsstrategien ändern, die Zusammenarbeit mit einzelnen einstellen und versuchen, sie mit anderen zu vertiefen. Dann werde ich, mit anderen Perspektiven und Schwerpunkten, meine Arbeit für die Piratenpartei weiterführen.

Klar ist für mich aber, dass ich künftig stärker denn je daran arbeite, dass unser Umgang miteinander sich ändert.

Denjenigen, die mich am 14. Mai und danach Unterstützt habe danke ich und verspreche ihnen, das ich bald wieder zu 100% da bin.

An andere Menschen das folgende: spart es euch, mich verdeckt, anonym, auf Twitter und per DM, per Mail, im Mumble und im Sync Forum anzugreifen.

Jeden anonymen Angriff werde ich in Zukunft über die bwmisc veröffentlichen.

Und als nächstes blogge ich wieder so was zu Emanzipatorischer Politik oder anderen Dingen.

[1] Defätismus http://de.wikipedia.org/wiki/Def%C3%A4tismus