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28. Pressemitteilung ….

19. Juni 2012

Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung und das Gefühl absoluter Ohnmacht  kann Menschen zu Handlungen treiben, die anderen Menschen unverständlich und absolut sinnlos erscheinen.

Zu Aktionen, die  die Gesundheit und das Leben der Handelnden gefährden. Es gibt Menschen, die sehen sich dazu gezwungen, weil es für sie als das letzte Mittel scheint, um sich in dieser Gesellschaft Gehör zu verschaffen.

Ein verzweifelter Versuch

Ich Scheibe von iranischen Flüchtlingen, die sich seit März in Würzburg in einem Hungerstreik befinden.

Sie befinden sich in diesem Hungerstreik, um gegen ihre inakzeptable Lebenssituation zu protestieren. Begonnen haben sie ihn, nachdem die Ausweglosigkeit und Unlösbarkeit der Situation den iranischen Flüchtling Mohammad Rashepars in den Selbstmord getrieben haben.

Stopp, nein, das stimmt so nicht!

Nicht Ausweglosigkeit und die Unlösbarkeit einer Situation sind Ursachen dafür dass Menschen Selbstmord begehen.  Situationen, die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung entstehen lassen, sind von Menschen gemacht.Im Vorliegenden Fall von Menschen, die Gesetze anwenden.  Die dadurch wiederum andere Menschen in Ausweglos erscheinende Situationen bringen. Situationen , in denen diese Menschen meinen, um sich in dieser Gesellschaft Gehör zu verschaffen, umbringen zu müssen.

In die Situation, als einzigen Ausweg nur noch den Selbstmord zu sehen, haben Mohammad Rashepars Menschen und das System der deutschen und insbesondere der bayerischen Asylpolitik gebracht. Wer Flüchtlinge, Menschen wie Mohammad Rashepars, wie Gefangene in Lagern hält und ihnen die Grundlage Menschliche Würde verweigert, der darf sich nicht über Selbstmorde der Opfer seiner Politik wundern.

Gefangene in Lagern

Diese Menschen sind aus der Überzeugung heraus, das die Umsetzung von Forderungen wie die   „Abschaffung von Gemeinschaftsunterkünften, Residenzpflicht und Essenspaketen.“ dazu beitragen, Flüchtlingen eine menschenwürdige Existenz in der Bundesrepublik zu sichern, in den Hungerstreik getreten.  Sie weigern sich schlicht,  einsam und isoliert im Lager  zu leiden und ihr Schicksal als unumstößlich anzusehen.

Die Forderungen, für die sie auch in den Hungerstreik getreten sind, sind eigentlich Profan und sollten zum Standartverhalten einer Zivilisierten Gesellschaft gegenüber Flüchtlingen gehören. Sie fordern die „drastische Verkürzung der Dauer der Antragsbearbeitung durch das BAMF. Die Möglichkeit, den eigenen Lebensunterhalt durch Arbeit zu sichern. Die Vereinfachung des Verfahrens um eine Studienerlaubnis zu erhalten und der Familienzusammenführung.“

Wenn Menschen meinen,  in einer schier ausweglosen Situation zu sein und beginnen, ihren Körper als Waffe einzusetzen, so ist dies sicher schwer zu verstehen und noch schwerer zu Respektieren. Es ist aber ihr Recht, zu jedem, andere Menschen nicht verletzenden, Mittel zu greifen, das ihren Forderungen Aufmerksamkeit verschaff.

Von Zugenähten Lippen als Ausdruck der Verzweiflung

Es ist aber, und das sollte sich jeder vor Augen halten, nichts als ein einziger Versuch, die eigene Sprachlosigkeit zu überwinden.  Wie verzweifelt müssen Menschen nach drei Monaten Hungerstreik sein, das sie zum Mittel der Selbstverstümmelung greifen, dem zunähen der eigenen Lippen, um Menschen, die ihr Leben verbessern könnten, dazu Zubewegen, sie wahr zu nehmen?  Wie die Hungerstreikenden es selber ausdrücken:  das zusammennähen der Lippen ist „ein stiller Schrei, dass sie auch Menschen sind und nur wie Menschen leben wollen“.

Ich weiß für mich eines: welche Mittel die Hungerstreikenden in einer von ihnen als unerträglich empfundenen  Situation  anwenden dürfen,  muss ihnen überlassen bleiben.  Und wenn grüne Landtagsabgeordnete ihnen deswegen die Solidarität aufkündigen, so ist das ein intellektuelles Problem der Grünen, nicht  derer, die Protestieren. So  kritisierte die Karlstädter Landtagsabgeordnete Simone Tolle (Die Grünen) in einem offenen Brief „Durch das Zunähen von Lippen und den erneuten Hungerstreik hätten die Flüchtlinge „eine Grenze überschritten“, dies mache jeden politischen Dialog für die Sache aller Flüchtlinge unmöglich.“

Es gilt aber auch: es  sollte dem Selbstverständnis eine Jeden Menschen, der die Unterbringung von Menschen in Lagern, ihre Entrechtung und permanente Erniedrigung für Ekelerregend und einer Demokratie nicht angemessen hält, entsprechen, dagegen die Stimme zu erheben.

Darum kann ich nur alle Menschen Bitten, die  ePetition beim Bundestag zu zeichnen.

https://epetitionen.bundestag.de/index.php?PHPSESSID=7bde3c13d5b311ecb078adf284b5fa7c&action=petition;sa=details;petition=24483

Denn es gilt eines nicht aus den Augen zu verlieren: das Handeln der Würzburger Hungerstreikenden ist das Ergebnis der speziellen bayerischen Flüchtlingspolitik, die in alle ihren Ausprägungen nur mit einem Wort zu beschreiben ist: als Menschenverachtend!

Der Titel bezieht sich auf diesen Blog Eintrag.

http://gustreik.blogsport.eu/allgemein/28-pressemitteilung-seitens-der-hungerstreikenden-iranischen-asylbewerber-in-wurzburgbayern-deutschland/