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„Erst das Essen, dann die Miete“

19. Juli 2013

tl;dr Ausgehend von den Auseinandersetzungen um steigende Mieten und Zwangsräumungen ist es sinnvoll einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.

 

Motivation für das Ganze

In Anbetracht der derzeitigen Auseinandersetzungen über Immobilienspekulation, Gentrifizierung, damit verbunden um steigende Mieten und Zwangsräumungen ist es sinnvoll einmal einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.  Denn die Geschichte der Weimarer Republik ist voll von ähnlichen Auseinandersetzungen. Soziale Kämpfe der Vergangenheit können oft Aufschluss über vermeidbare Fehler in der Gegenwart geben. Darum dieser Historische Rückblick. Der nachfolgende Beitrag wurde aus historischen Quellen recherchiert von Uwe Rada, aus: Uwe Rada, Mietenreport – Alltag, Skandale und Widerstand.

Der Berliner Mietstreik 1932/33

„Jeden Tag schließen sich neue Häuser dem Kampf gegen die hohen Mieten an. In den Amtsgerichten herrscht Hochbetrieb. Eine Räumungsklage jagt die andere. Aber dieser Hochbetrieb wird bei weitem von dem übertroffen, der auf der Straße herrscht, wenn ein erwerbsloser Prolet exmittiert werden soll. In der zweiten Septemberhälfte wurden in Berlin nicht weniger als 300 Exmittierungen infolge des Protests der werktätigen Bewohner zurückgenommen. Allein im Südosten konnten aus diesem Grunde 180 Exmittierungen nicht durchgeführt werden.“

Dieser Artikel aus der „Roten Fahne“ erschien am 16. Oktober 1932. Damals war der Streik der Berliner Mieterinnen und Mieter bereits zwei Monate alt, und trotzdem, oder gerade deshalb, schlossen sich ihm immer mehr Menschen an. Auf dem Höhepunkt des Streiks, Anfang 1933, dürften es nach vorsichtigen Schätzungen über 3 000 Häuser gewesen sein, die sich auf diese Weise gegen die Profiteure der Wohnungsnot, Hausbesitzer und Spekulanten, wehrten.
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