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#Piratenpartei – grandios aufgestiegen, kläglich gescheitert – Was bleibt als ihr Erbe?

10. April 2015

Tl;dr Die Piraten waren Geschöpfe des postpolitischen Zeitgeistes. Ihr scheitern lag in ihren Ansätzen Begründet. Das Ungelöste des Aufbruchs der Piraten steht weiterhin im Raum – als Aufforderung, ihr Erbe anzutreten.
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Der Aufstieg der Piratenpartei war sicherlich eines der Atemberaubenden politischen Ereignisse abseits des politischen Mainstreams der Jahre 2009 bis 2012. Aber es gab Ursachen für diesen Aufstieg.

Benjamin Hoff schrieb Ende 2012, dass sich in Deutschland „eine durch die digitale Revolution geprägte Wählerschaft, mit einer eigenen Lebenswelt herausgebildet hat, die in der Piratenpartei ihren parteiförmigen Ausdruck“ findet, „da das herkömmliche Parteienspektrum dieses Milieu nur unzureichend erfassen kann.

Open-Source-Demokratie“ und „Schwarmintelligenz“

Viele Menschen, die die Piratenpartei unterstützen und wählten sahen in ihr eine Partei neuen Typs, die gekennzeichnet war von einer Struktur aus „„Open-Source-Demokratie“, die mittels Schwarmintelligenz fortentwickelt wird.“ Die Wähler*Innen der Piratenpartei stellen eine soziale Schicht dar, die neben anderem, auch die Eigentumsfrage in neuer Gestalt stellt „weil sich die technologische Struktur der Wertschöpfung und der Gesellschaft radikal verändert hat, weil etwa technologisch gestützte Produktions-, Distributions- und Konsumweisen entstanden sind

Diese soziale Schicht wählte im Jahr 2011 in Berlin die Piratenpartei.„Das war mehr als sexy und führte 2012 zu weiteren Wahlerfolgen im Saarland, in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen.

Statt einer Stabilisierung erfolgte der Niedergang der Piratenpartei

Auf den Erfolg folgte jedoch, statt einer Stabilisierung der Partei, ihr Niedergang.

Was waren nun die Uhrsachen für diesen Niedergang?

Ein Teil der Pirat*Innen sieht permanente Streitereien als Ursache für das Abwenden der sie Wählenden, während wieder andere die Entwicklung zur Vollprogrammpartei als Ursache sehen.

Wieder andere glauben, dass angeblich in die Piratenpartei strömende „U-Boote“, bestehend aus „Feminist*innen (von manchen Pirat*Innen auch als „Feminazis“ bezeichnet), Antifa-Aktivist*Innen (von manchen Pirat*Innen auch als „Linksfaschisten“ bezeichnet), „Linksbizarren“ und „Antideutschen“ (als solche gelten vielen Pirat*Innen schon Menschen, die sich gegen Antisemitismus wenden)“die Piratenpartei unterwandert und so zerstört hätten.

Dabei ist die Antwort auf die Frage nach den Ursachen für den Abstieg ganz profan. „Vorstellungen über eine Partei entwickeln sich selten in Kenntnis der Programmatik einer Partei. Viel wichtiger ist die Vorstellung darüber, „wofür eine Partei steht“, sind ihr Habitus, ihre Kultur und ihre Werte.“ 

Solange die Piratenpartei nicht im Fokus der Öffentlichkeit stand und relativ erfolglos war, beruhten Berichte über ihren „Habitus, ihre Kultur und ihre Werte“ mehr auf Gerüchten, denn auf der nachprüfbaren Darstellung der Realität. Mit dem Erfolg aber wurde die Realität sichtbar.

In den Fokus der Berichterstattung rückte so verstärkt, neben den sympathischen Weltverbesserern oder den technokratischen Nerds, der ekligere Teil der Piratenpartei. Dieser Teil der Piratenpartei, zu dem z.B. Besserwisserische Rechthaber*Innen die über keinerlei politische Bildung verfügen, antifeministische Maskulist*Innen, Antisemit*Innen, Shoa-Leugner*Innen, Rassist*Innen, Anti-Antifa Kämpfer*Innen gehören, war zwar Klein an Köpfen, fand aber Verstärkt Mediale Beachtung.

Der Teil der Piratenpartei also, der den größten Teil der Wähler*Innen und Anhänger*Innen der Piratenpartei deutlich zuwider war und ist.

Die Öffentlichkeit nahm wahr, dass das bei den Grünen geklaute und als Partei-Mantra propagierte „Nicht rechts, nicht links, sondern vorne“ für einzelne Pirat*Innen aussagte „Nicht links, nicht rechts, aber lieber tot als links“.

Dass eine Partei, die unter einem Markenkern eigentlich zwei Parteien bildet, in der z.B. jene, die Neonazi-Demos blockieren, denen gegenüberstehen, die Blockierer*Innen als „Linksfaschisten“ beschimpfen, scheitern musste, war vorhersehbar.

An dem Punkt des Scheiterns befindet sich die Piratenpartei nun heute. 

Gegen Feminist*Innen, Antifa-Aktivist*Innen und Linke

Nochmals: Ja, die sympathischen Weltverbesserer und auch die technokratischen Nerds stellen nach wie vor den größten Teil der Restlichen Piratenpartei. Das ist das Beste, was eins zur Zeit über die Piratenpartei sagen kann.

Katja Kipping hat zurecht festgestellt, dass der „aktuelle Zustand der real existierenden Piratenpartei keinerlei Anlass für heimliche oder offene Sympathieerklärungen gibt. Zu einer realistischen Beschreibung der Piraten gehört auch, dass gerade aus ihren Reihen in übelster Weise gegen Feministinnen zu Felde gezogen wurde [und wird].

Im Kampf gegen „Den Feminismus“ wird auch schon mal die AfD an „argumentativer“ Verkommenheit überholt und z.B. wortreich herumphantasiert, warum „Feminismus Faschismus“ sei. Von einzelnen Pirat*Innen wird geschlechtergerechte Sprache als „faschistischer Gendersprech“ bezeichnet oder Feminismus auf eine Stufe mit der NSDAP gestellt.

In genauso übler Weise wie gegen Feminist*Innen wurde und wird gegen Antifa-Aktivist*Innen und sich als links begreifende Parteimitglieder zu Felde gezogen.

Anke Domscheit-Berg, Netzaktivistin und dem linken Fügel der Piratenpartei zugehörig, schrieb in ihrer Austrittserklärung über die Haltung vieler Piraten: „Ich kann nicht mehr ertragen, dass rechte Gefahren verharmlost und linke herbeigeredet werden.

An diesem Zustand hat sich, trotz Pegida und AfD-Wahlerfolgen, nichts geändert.

So werden von Menschen in der Piratenpartei wie ihrer Generalsekretärin Antifaschisten als gestörte, die überall nur Nazis sehen, dargestellt. Andere Mitglieder der Piratenpartei sagen stolz von sich, sie seien „Demokrat aber kein Antifaschist!„.

Nach den Austritten zahlreicher Prominenter des irgendwie-linken Flügels … macht die Restpartei weiter mit dem, was sie in den letzten Jahren am besten konnte: Selbstdemontage in Tateinheit mit Realitätsverlust.“ Dies sollte allen mit der Piratenpartei Sympathisierenden die Hoffnung nehmen, dass das noch was werden wird, und so bleibt als Frage nur noch, wie lange es dauern wird, „bis die Piraten den Schritt von der Postpolitik zur Postpartei vollziehen.

Was aber bleibt, ist eine „durch die digitale Revolution geprägte Wählerschaft“ die nun in keiner Partei mehr ihren parteiförmigen Ausdruck findet.

Und das Erbe?

Für die durch die digitale Revolution geprägten ehemaligen Mitglieder der Piratenpartei aus dem linken, fortschrittlichen Flügel, die derzeit größtenteils nicht in einer politischen Partei beheimatet sind, stellt sich die Frage, wie und wo sie an der Gestaltung der Zukunft mitwirken Können.

Eine Partei oder Organisation, in der sie das politische Erbe der Piratenpartei, wie sie hätte sein könenn, hätte sie einen Linken Konsens gefunden, einbringen können.

Jan Korte hat im Januar 2015 die Linke Aufgefordert, sich das „Erbe der Piraten nutzbar machen„. Dies gilt, laut ihm, nicht nur mit Blick auf bestimmte Themen wie den Datenschutz. Er schrieb damals, das eins sogar noch weiter gehen sollte und fortschrittlich denkende (ehemalige) Piraten zur Mitarbeit in der Linken einladen sollte.

Wichig aber ist dafür „eine glaubwürdige und wesentlichere Erweiterung der Parteiklaviatur um Demokratie und Mitbestimmung erforderlich, die besonders projektbezogene Arbeitsweisen fördert und zulässt„.

Horst Kahrs hat zur Frage des brachliegenden Potentials der Piratenpartei und warum dieses Milieu interessant und wichtig für der Linke ist geschrieben:

Weil die Piratenpartei für den potentiellen Bruch einer nachwachsenden Generation mit den traditionellen Politik- und Organisationsmodi der etabliertenParteien steht. Weil die (ehemalige) Anhängerschaft der Piratenpartei Züge eines Generationenprojektes trägt, welches längst nicht abgegolten ist.“ 

Jan Korte schlußfolgerte „Konkret heißt das, dass die Partei bereit und offen für dieses Erbe sein sollte.

Am 24. April ab 19:00 Uhr will die Emanzipatorische Linke Berlin in Kooperation mit dem berlinxxnet zum Thema „Das war’s mit den #Piraten. Was bleibt als Erbe?“ in der Greifswalder Straße 220, 10405 Berlin mit Anne „@SeeroiberJenny“ Helm, Bezirksverordnete in Neukölln und bis September 2014 Pirat*In, diskutieren.

Diese Veranstaltung könnte ein erster Baustein sein, die Einladung, von der Jan Korte sprach, von Seiten der Emanzipatorische Linken Berlin und des berlinxxnet mit Leben zu füllen.

 

Anmerkungen

Der Oben stehende Text stellt die überarbeitete Fassung eines Textes da, der von mir als Einladungsschreiben zur der Veranstaltung der Emanzipatorische Linke Berlin in Kooperation mit dem berlinxx.net am 24. April verfasst wurde.

Die Fassung der Emanzipatorische Linke Berlin ist hier zufinden, die Fassung des Miteinladenden berlinxxnet findet eins hier bzw. hier.

 

Ein Schutzraum ist ein Schutzraum weil er ein Schutzraum ist

17. Juli 2014

Tl;dr Warum das Schaffen von Schutzräumen wichtig ist, und wieso nicht jeder einen Anspruch darauf hat, in einen Schutzraum zu gelangen und kein Anspruch auf Mitgliedschaft in der @pplattform existiert

Der Begriff >Schutzraum< lässt an einen Ort denken, der Sicherheit vor Katastrophen bietet. Vielfältige Gewalteinflüsse und Machtformen machen sehr verschiedene individuell oder kollektiv eingenommene Schutzräume nötig. Auch Kulturen, Lebensweisen und Organisationsformen, Ansichten und Überzeugungen, Denkweisen und Artikulationsformen können Schutz benötigen. Umgekehrt sind sie in der Funktion von Schutzräumen erfahrbar. Geschützte Räume müssen nicht notwendigerweise physische Orte sein und ihre Schutzformen reichen von der momentanen Sicherung des bloßen Überlebens bis hin zur dauerhaften Einrichtung von Freiräumen. Schutzräume wirken als exklusive Räume, als Rückzugsorte und Gewebe von mehr oder weniger vertrauensvollen Beziehungen.
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Piraten und Abtreibung

16. Januar 2014

Tl;dr Es geht um Spätabbruch, Fakten zu Schwangerschaftsabbrüchen und die Frage des Selbstbestimmungsrechts der Frau

Da wirft ein Mensch die Idee eines Schwangerschaftsabbruchs bis zum 9. Monat (auch Spätabbruch genannt) ohne Zwangsberatung in den Raum und sofort empören sich reihenweise Mitglieder der Piratenpartei. [1]

Würde es beim Empören bleiben, so wäre das ja ok.

Aber sie gehen weiter: Die, die NICHT diskutieren wollen ersetzt die Diskussion durch die Beschimpfung der Stichworgeberin. Wörter wie „Kindermörderin“, „Verfassungsfeindin“ , „Terroristin“ oder „Wegbereiterin für Euthanasie“ werden von einzelnen genutzt, als sei „Lebensschützer“-Propaganda Teil des Grundsatzprogramms der Piratenpartei. [2]

Der UN-Menschenrechtsrat und das BVerfGE als „Kindermörderin“?

Der UN-Menschenrechtsrat hat bei seiner 18. Generalversammlung im Jahre 2011 seine „Besorgnis über Hindernisse zum Ausdruck gebracht, die Schwangerschaftsabbrüchen da, wo sie gesetzlich zugelassen sind, in den Weg gestellt werden“ [3]. Der Berichterstatter, Anand Grover aus Indien, forderte bei der Übergabe des Berichts, „sämtliche Hindernisse zu Abtreibungen zu beenden“.

Nun ist die „soziale Indikation“ oder auch die „Fristenlösung“ sicherlich nichts anderes als eine „legale Restriktion“, deren Abschaffung der UN-Menschenrechtsrat fordert. Auch die „medizinische Indikation“ bei dem Spätabbruch bis zum 9. Monat stellt eine solche Restriktion dar, die beseitigt werden soll. Nun kann ich mich aber nicht erinnern, dass die, welche sich jetzt am lautesten empören, im Jahre 2011 schrieben: „Der „@UN-Menschenrechtsrat ekelt mich mit seiner Meinung zu Abtreibung einfach nur an“.
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AfD, alles, nur keine Alternative zu Irgendwas, Teil Zwei

5. September 2013

tldr: AfD: schwarze Listen, dubiose Wirtschaftsinteressen, Menschenverachter, Demokratiefeinde. Keine Alternative.

Am 25. April habe ich den Post „AfD, alles, nur keine Alternative zu Irgendwas“  veröffentlicht. Dieser beinhaltete eine Kritik der Programmatik der AfD. Ich habe mich danach nicht mehr zu dieser Partei geäußert weil sie sich schneller  zerlegte als es andere Partei-Neugründungen in den letzten Jahren geschafft haben.

Inhaltliche Plattheit und personelle Inkompetenz

Sie war, bedingt durch inhaltliche Plattheit und personelle Inkompetenz, für mich nichts, was irgendwie beachtenswert gewesen wäre.

Dies hat sich in den letzten Tagen geändert.

Nicht, weil die AfD sich bei inhaltlicher Plattheit und personeller Inkompetenz gewandelt hätte.

Nein, vielmehr erstens, weil Mitglieder der AfD im Blog „Gewalt gegen die AfD“ eine „schwarze Liste“ ihrer Kritiker führen, teils mit Foto. Das furchtbare Bild einer Partei mit öffentlicher Feindesliste wird nicht gemildert durch die Tatsache, dass der Parteivorstand der AfD sich offiziell davon distanziert.[1]
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Sind Quoten Scheiße?

24. Oktober 2012

Zunächst zum Titel dieses Beitrags: Ja, ich finde Quoten scheiße, weil sie grundlegende Probleme nicht beseitigen, die Kategorien von Heteronormierten Geschlecht verfestigen, ebenso wie Ungerechtigkeit und Ausgrenzung gegenüber allen, die nicht Heteronormierter „Mann“ oder Heteronormierte „Frau“ [1] sein wollen.[3]

Ich werde aber, trotz allem, immer die Anhänger von Quoten unterstützen.

Ich unterstütze die Einführung von Quoten, weil sie meine Stellung als Queer in dieser Gesellschaft nicht verschlechtern, aber „Frauen“ größere Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet. Dies beinhaltet die Chance auf eine positive Veränderung für mich. Der Status Quo tut das nicht.

Festzustellen ist, dass es bei der Politik der Gleichstellung innerhalb der Piratenpartei, offensichtlich, ein politisches Problem gibt. Ich meine jetzt nicht jenes pseudo Problem, das als Geschwätz vom „Postgender“ sein der Piratenpartei daherkommt.

„Postgender“ ist nicht, wie oft in der Piratenpartei gedacht, die Verneinung der Differenz von „Mann“ und „Frau“, sondern die Überwindung derselben. [4]

…Schwule Mädchen – Sondereinheit “

Das Politische Problem will ich am Folgenden deutlich machen, was ich dem Antragsportal des LV Bayern entnommen habe. [5]

Plattitüde zur Quote 1:

…Wir stehen Frauenquoten grundsätzlich skeptisch gegenüber und halten sie für kein geeignetes Mittel, das Zusammenleben der Geschlechter in unserer Gesellschaft zu gestalten. “

Richtig ist, dass die Quote keine geeignetes Mittel ist, Zusammenleben der Geschlechter in unserer Gesellschaft zu gestalten. Das will sie auch gar nicht. Sie will einzig die Dominanz des einen Geschlechts über das andere beenden. Die Frage ist jedoch auch, ob die Herrschende Realität, in der „Frauen“ die Hälfte des Himmels (und der Erde) Vorenthalten wird, ein geeignetes Zusammenleben der Geschlechter zu gestalten? Der Beantwortung dieser Frage weichen die Quoten Gegner übrigens immer aus und erklären sie „für in dieser Frage nicht relevant.“

Die Quote hat im Übrigen nichts mit zusammenleben zu tun. Sie Organisiert Gesellschaftliche Teilhabe, nicht zusammenleben. Selbst wenn ich annehme, das Quoten Einfluss darauf haben, wie „Lebewesen miteinander existieren“, [6] warum ist die bestehende Art, der quotierten vorzuziehen?

Plattitüde zur Quote 2:

…In unserem Grundsatzprogramm bekennen wir uns zur Vielfalt der Lebensstile und zur freien Entscheidung jedes Menschen für den selbstgewählten Lebensentwurf und die von ihm gewünschte Form des Zusammenlebens.

Eine Gesellschaft, in der wesentliche Teile des gesellschaftlichen Lebens durch Quoten gelenkt werden, würde diese freie Entscheidung deutlich einschränken.“

Das Bekenntnis zum Grundsatzprogramm ist schön, hier aber schlicht bekloppt und deplatziert.

Quoten stören nämlich nur eine Form von Lebensstiel und eine Form Lebensentwurf aber absolut keine Form des Zusammenlebens.

Sie stören jenen Lebensstiel, der beinhaltet, dass „Frauen“ dem „Manne“ untertan sind, der darum die Herrschaft des „Mannes“ über die „Frau“ als Lebensentwurf beinhaltet. Die Quote beinhaltet übrigens keinerlei Normierung des Zusammenlebens. [6]

Prosaisch auch der letzte Satz, in dem behauptet wird, das Quoten irgendeine Form von freier „Entscheidung deutlich einschränken“.

Hier ist mir nicht klar, welche. Wenn Gleichberechtigung herrschte, wäre alles in dieser Gesellschaft, für das das eine wie das andere Geschlecht Interesse zeigte, sowieso, mahl mehr, mal weniger Quotiert. Auch ohne Formale Quote.

Wenn Gesellschaft und Kultur nicht strukturell an der sozialen Kategorie „Mann“ ausgerichtet wären, so gäbe es schon längst Wahlfreiheit. Wenn nicht die Stabilisierung der Gesellschaftlichen Privilegien der sozialen Kategorie „Mann“ betrieben würde, wäre eine Diskussion um Quote gar nicht nötig.

Ach ja: Quoten schränken niemanden ein. Nun kann es sein, das unter „Einschränkung“ verstanden wird, das die Bevorzugung von „Männern“ durch die Praxis, dass „Frauen“ bei gleicher Qualifikation einen Job nicht bekommen, abgeschafft wird eine „Einschränkung“ von „Männern“ sei.

…Schwule Mädchen – Kampfeinsatz “

Plattitüde zur Quote3:

…Anstatt gleiche Lebensentwürfe vorzugeben, wollen wir Chancengleichheit herstellen, die dem Individuum eine möglichst freie Entscheidung ermöglicht; nicht nur Chancengleichheit von Frauen im Vergleich zu Männern, sondern nachhaltige Chancengleichheit für alle Menschen und in Bezug auf alle Merkmale, aufgrund derer Diskriminierung stattfindet.“

Den Eindruck zu erwecken, dass durch die Quote „gleiche Lebensentwürfe“ vorgegeben werden ist in sich schon eine durch nichts auch nur zu belegende Schräge These. Belassen wir es bei dieser Feststellung.

Das weitere unterbietet diese Eingangsthese jedoch noch.

Klar wollen wir nicht „nur Chancengleichheit von „Frauen“ im Vergleich zu „Männern“, sondern nachhaltige Chancengleichheit für alle Menschen und in Bezug auf alle Merkmale, aufgrund derer Diskriminierung stattfindet.“

Was sagt das für oder wider die Quote aus? Nimmt die Quote einem Queer die Chance auf einen Job, wenn er gleich einem Hetero „Mann“ Qualifiziert ist? Ne, sicher nicht. Nimmt es einer PoC die Chance auf einen Job, wenn sie gleich dem Mitteleuropäischen Weißeuropäer Qualifiziert ist? Nein, sicher nicht, den sie erhöht ihre Chance noch. Mit der Chancengleichheit von Minderheiten gegenüber der Heteronormativen Mehrheit hat die Quote nichts zu tun. Sie tangiert sie nicht. Sie benachteiligt die schon benachteiligten „Männer“ nicht, und sie bevorzugt unter Umständen die heute benachteiligten „Frauen“ ein wenig. So wath?

Ein Mensch, der aufgrund Homophober Vorurteile heute keine Job bekommt, kann nicht dadurch diskriminiert werden, dass das, was er nicht kriege, eine andere aufgrund einer Quote bekommt.

Ich finde es im Übrigen immer wieder erheitern, wenn Menschen bei dem Versuch, Geschlechterverhältnisse zu zementieren ihr Herz für andere Minderheiten entdecken. Das ist Ähnlich glaubwürdig wie der Versuch eines Metzgers, Vegetarier als Kronzeugen gegen die Forderung von Veganern zu Nutzen.

Plattitüde zur Quote 4:

Unterschiedliche Präferenzen für bestimmte Ausbildungen, Studiengänge, Berufe und Positionen sind zu akzeptieren, soweit sie nicht auf unterschiedliche Chancen zurückzuführen sind. Bei der Vergabe von Stellen und Aufgaben sollen Menschen nach Persönlichkeit und Fähigkeiten ausgewählt werden, nicht auf Grund ihres Geschlechts.“

Und darum will man an einem System festhslten, das „Männer“ fördert, weil sie „Männer“ sind? Und wir sind gegen Quoten, weil „Frauen“ sich da nicht so verhalten? Merkwürdig, ich dachte, wir wären gegen das bilden von Seilschaften? Und warum werfen Menschen, die gegen Quoten sind dies Menschen vor, die von Quoten Profitieren? Nun, das Fördern von „Männern“ von „Männern“ sind gesellschaftlich akzeptierte Positionen. Wenn „Frauen“ daraus ausbrechen muss das ja böse sein. Ich bin nach dem lesen verwirrt, die Autoren aber müssen beim Schreiben unser Drogen Programm gelebt haben.

Ich freue mich, wenn beim Kampf gegen die Quote Licht in das Dunkel der abseitigen Argumente kommt. Wer schreibt: „Bei der Vergabe von Stellen und Aufgaben sollen Menschen nach Persönlichkeit und Fähigkeiten ausgewählt werden, nicht auf Grund ihres Geschlechts.“ hat genau verstanden, worum es bei der Quote geht. Um nichts, als die Vorherrschende Praxis, bei der „Männer“ bei Bewerbungen bevorzugt werden, zu beseitigen.

Um nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und wer das für richtig hält, sollte dann auch nicht gegen die Quote sein.

Es wird immer davon geredet, dass „Quoten diskriminieren“. Die Behauptung Quoten diskriminieren ist so Absurd wie die, die postulierte Gleichstellung Diskriminiere. Quoten Realisieren nur, das „Frauen“ sowieso den Anspruch auf absolute Gleichheit mit „Männern“ haben. Die Realisierung von Gleichheit wiederum bedeutet, das „Frauen“, bei gleicher Qualifikation Anspruch auf 50% von jeden Job, jedem Amt und Mandat haben. Wer meint, das das Reduzieren der, wie selbstverständlich angenommenen „Männlichen“ Dominanz auf den „Männern“ sowieso nur zustehenden Teil von allem Diskriminierung ist, der hat keine Ahnung von Diskriminierung. Und das die Tatsache, das „Männer“ auf Macht und Einfluss verzichten müssen kann die Graben nicht vertiefen, den der hier behaupteten steigenden Unzufriedenheit der einen Gruppe steht eine steigende Zufriedenheit der anderen Gruppe gegenüber.

Die Argumente gegen Quoten, die man in Bayern als Teil des Antrags gleich mit beschließen lassen will, sind welche, die mich dazu bringen würden, für die Quote zu stimmen.

Nach dem durcharbeiten des Beitrags bin ich gewillt, meine Augen mit Salzsäure auszuwaschen und mein Hirn mit Stahlwolle auszukratzen. Ein wenig dümmer bin ich auch geworden.

Ich muss auch sagen: ich würde hier immer gegen den Antrag, diese in Bits und Bytes geronnene Zementierung „ Männlicher“  Vormachtstellung stimmen.
Zwischenüberschriften aus Fettes Brot- „Schwule Mädchen“ aus http://www.youtube.com/watch?v=da1CmJIDub

[1] Ich bin mir bewusst, dass ich im Folgenden sehr Essentialisierend [2] über Geschlechterverhältnisse schreibe und mich Ausschließlich im Rahmen des zwei geschlechtlichen Systeme bewege. Dennoch ist für mich der Abbau von Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern das Ziel verbunden, dass die Kategorien „Mann“ und „Frau“ Irgendwann bedeutungslos werden.

[2]http://de.wikipedia.org/wiki/Essentialismus

[3] siehe hirzu.http://antjeschrupp.com/2010/10/31/deutschland-im-quotenfieber/

[4] https://kpeterl.wordpress.com/2012/10/22/keine-frau-nirgends

[5] http://wiki.piratenpartei.de/BY:Landesparteitag_2012.2/Antragsfabrik/Entscheidungsfreiheit_statt_Frauenquoten

[6] Das Zusammenleben ist die Art und Weise, in der Lebewesen miteinander existieren, sofern sie in Beziehung zueinander stehen. http://de.wikipedia.org/wiki/Zusammenleben

Antifeministische Freunde der Vorhaut

28. September 2012

In der Debatte über Beschneidung von Jungen tummeln sich viele Teilnehmer. Antisemiten, Antimuslime, Menschenfeinde aller Art verpesten die Diskussion mit Beiträgen, die die Welt nicht braucht. Diese Beiträge haben nur eines zum Ziel, das Objekt ihrer Obsession, den Juden, den Muslim, die Religion und anderes in den Mittelpunkt der Diskussion zu stellen.

Die Beschneidung ist dabei Mittel zum Zweck, die Vorhaut aber ansonsten nicht weiter von Interesse.

…Erst wenn es zu Ende ist, sehen wir, dass es keine Ziele gibt“

Das bisher krankeste Beispiel der Nutzung der Beschneidung zum Transport von Eigeninteressen ist jedoch der Beitrag „Beschneidung: Ignoranz und Sexismus“ [1], der die Beschneidungsdebatte aus einer, dem Antifeminismus/Maskulinismus [2] nahestehenden Sichtweise aufgreift.

Gut, Irre gibt es wie gesagt viele.

Widerliche an diesem Beitrag ist, das die Relativierung der Leiden von Mädchen zur Erhöhung des männlichen Schmerzes bei der Beschneidung dient. [3]

Oder, wie Antifeministen sagen, bei der „Vorhautamputation“.

Das in dem Beitrag bewusst antisemitische stereotyp, wie das Bild von den Reichen Juden, die mit ihrem Geld Meinungen unterdrücken und beeinflussen, einbezieht, macht ihn letztendlich nur unerträglicher als er schon ist.

Mit großen Worten und einer Anklage, laut herausgeschrien, startet der Kampf um die Männliche Deutungshoheit in der Beschneidungsfrage.

So kommt es zur Tabuisierung jeglichen Vergleichs von weiblicher und männlicher Genitalverstümmelung. Dieses Tabu ist sexistisch aus Ignoranz, und damit der eigentliche Skandal dieser Debatte.“

…und dass so vieles, das wir tun, Zeitverschwendung ist.“

Wie Mensch auf den Blödsinn kommt, dass „die Tabuisierung jeglichen Vergleichs von weiblicher und männlicher Genitalverstümmelung “ eine „stereotype Merkmalszuschreibung“ [9] ist, erschließt sich mir nicht.

Macht nichts, dem Autor auch nicht. Beim lesen stellt sich schlicht heraus, das er denkt, Sexismus habe was mit Sexualität zu tun, nicht mit Geschlecht.

Um deutlich zu machen, dass die Unterscheidung der Weiblichen Genitalverstümmelung von der männlichen Beschneidung keine sein darf, wir zuerst ein „Feminist“ zitiert, der äußert „die männliche Genitalverstümmelung als feministisches Anliegen zu begreifen, insofern der Feminismus keine Bewegung gegen Männer, sondern eine Menschenrechtsbewegung gegen Sexismus ist.“

 Ein „Feminist“, der auch nur in Erwägung zieht, das „der“ Feminismus jemals eine Bewegung gegen Männer gewesen sei oder sein könne, hat vom Gegenstand seiner Begierde soviel Ahnung wie Schweine vom Fliegen.

„Feministin“ oder „Feminismus“ sind keine eingetragenen Warenzeichen, jeder der es möchte darf sich so nennen, auch z.B. Joseph Aloisius Ratzinger. Hier merkt man es.[4]

 

…Erst wenn das Ende kommt, werden uns die Fehler klar,“

 

Um nochmals kurz darzustellen, was hier verglichen wird, eine kurze Darstellung des Gegenstandes der Überlegungen, der Genitalverstümmlung die auf drei verschiedenen Arten durchgeführt werden kann:

Die Sunna. Es handelt sich hierbei um eine eher seltene Form der Weiblichen Beschneidung, bei der die Vorhaut der Klitoris eingestochen, eingeritzt oder entfernt wird. Diese Form ist als Einzige mit der Beschneidung der männlichen Vorhaut vergleichbar.

Bei der Exzision wird die Klitoris teilweise oder komplett amputiert. Auch die inneren Schamlippen werden zu mehr oder weniger großen Teilen verstümmelt.

Die dritte Art der Genitalverstümmelung ist die grausamste und zugleich die am häufigsten verwendete – die Infibulation. Wird eine Frau infibuliert bedeutet das die komplette Entfernung der inneren und äußeren Schamlippen und der Klitoris. Die so verbliebene Wunde wird in den meisten Fällen mit Akaziendornen zusammengesteckt, in den übrigen Fällen wird sie zugenäht. Es wird lediglich eine kleine Öffnung gelassen, so dass Urin und Menstruationsblut austreten können. Diese Öffnung ist häufig nicht größer als ein Streichholzkopf.

…Was willst du behalten außer Deiner Erinnerung?“

Eine gesonderte Rolle spielt die Defibulation. Denn im Laufe des Lebens einer beschnittenen Frau muss die Öffnung aus verschiedenen Gründen wieder „geöffnet“ werden. So zum Beispiel bei der Geburt eines Kindes, vor dem Geschlechtsverkehr oder wenn Komplikationen aufgetreten sind. Nach diesem Eingriff werden die Frauen aber immer wieder reinfibuliert, also wieder „geschlossen“.

Die Gründe einer Defibulation lässt die Vorstellung zu, dass sie zum regelmäßigen Geschehen wird, da ja dieser Eingriff nicht nur einmal im Leben einer Frau vorgenommen werden muss. Eine Beschneidung wird nie unter sterilen Voraussetzungen getätigt, geschweige denn mit „normalen“ Hilfsmitteln. Messer, Scheren, Rasierklingen und Glasscherben sind die „Werkzeuge“ die gebraucht werden. [6]

In dem Beitrag geht man mit solchen Informationen so um: verharmlosend und relativierend. „Zwar ist die Infibulation, also das Vernähen der Vagina nach der Entfernung der äußeren Klitoris und der Schamlippen, dramatischer als die Knabenbeschneidung, aber es gibt auch Formen, die nachweislich „harmloser“ sind, z.B. die Entfernung der Klitorisvorhaut oder das bloße Einstechen oder Einritzen derselben.“ [7]

Unausgesprochen wird hier die Behauptung aufgestellt, dass die Beschneidung der Exzision vergleichbar ist, also der teilweisen oder kompletten Amputation der Klitoris unter häufiger Einbeziehung der Verstümmelung der inneren Schamlippen.

Nach dieser Banalisierung des bösen geht es zusammenhangslos weiter mit der Erschaffung von Sätzen des blöden. So steht in dem Text plötzlich „Die Ungleichbehandlung von Kindern allein aufgrund des Geschlechts ist ein klarer Fall von Sexismus.“. Da verfällt man ins Grübeln, aber einzig, weil Mensch nicht weiß, ob Lautes lachen oder stilles weinen hier die richtige Reaktion wäre.

Und: die Ungleichbehandlung von Kindern aufgrund des Geschlechts ist schlicht nichts als ein fall von Diskriminierung und hat mit Sexismus so wenig zu tun wie die Sonne mit dem Mond. Muss man wissen, wissen auch die wenigsten.

…Sie wird das Allerletzte sein, was du noch geben kannst.“

Im fortlaufenden wird Sinn gesucht wo keiner ist, so wenn geschrieben wird, das „Wir erwarten normalerweise, dass die Frontlinie des Feminismus zwischen den Geschlechtern verläuft. Aber in diesem Fall ist der Mann ein Säugling oder ein Kind, und er ist kein Feind.“

Dieser Satz, in seinem Schlichten Irrsinn und seinem Versuch, eine Aussage über etwas zu treffen, was nicht verstanden, aber abgelehnt wird („Feminismus“) offenbart einmal mehr, das es den Autor schlicht um das Predigen von Antifeminismus geht.

Erstens verläuft im Feminismus [8] die Frontlinie nicht zwischen den Geschlechtern, sondern es geht, generell um die Beseitigung patriarchaler Herrschaftsverhältnisse. Teile der sich als FemimnistINen begreifenden Menschen sehen sowohl das biologische Geschlecht (sex) als auch das soziale Geschlecht (gender) als gesellschaftliche Konstrukte, und lehnen deshalb Geschlecht als Klassifikationseinheit ab.

Mit der Richtigstellung des ersten Satzes als dumm sprech hat sich der zweite Satz als Unsinn und nicht zu beachten erledigt.

Nun, der Beitrag, um den es geht strotzt in vielen Bereichen vor purer Selbstüberschätzung und dem Aufblasen der eigenen Bedeutung, dass aber immer noch eine Schippe drauf geht beweist der Autor einem Abschnitt, in dem er den Kampf der Moralbegriffe darstellt.

Hier vermischt der Autor Fröhlich Antisemitismus und Antifeminismus zu einem Unappetitlichen, Widerlichen Brei.

Den Auftakt Bildet die Deklaration der Unvereinbarkeit von Moderne und Religion. „Die Frontlinie verläuft zwischen denjenigen, die in den Menschenrechten eine ärgerliche und zu überwindende Ablenkung vom göttlichen Gesetz sehen, und denjenigen, die eben genau in diesen Menschenrechten die epochale Überwindung eines jahrtausendealten Kollektivismus sehen, die Befreiung des Individuums vom Zwang durch Kollektiv, Volk, Sippe und Religion.“

Mann hätte denjenigen, die die allgemeine Deklaration der Menschenrechte verfasst habe, mitteilen sollen, dass dies die „Befreiung des Individuums vom Zwang durch Kollektiv, Volk, Sippe und Religion“ bedeutet.

…Erst wenn wir das Ende sehen, beginnen wir zu verstehen,“

Durch sinnentleertes zitieren wird nun versucht, einen Gegensatz zwischen dem Zentralrat der Juden und Kämpfern gegen die Weibliche Genitalverstümmelung zu konstruieren.

Da wir aus einer Stellungnahme des Zentralrats der Satz „Es sollte nicht übersehen werden, dass die Beschneidung einer Frau nicht auf religiösen Gründen basiert, sondern auf kulturellen Traditionen und Mythen.“ Herausgerissen und, auf Kindergartenniveau dekonstruiert.

Natürlich wird nicht der ganze Absatz zitiert, den unser Antifeminist kann nicht ertragen, das Frauen als Opfer männlicher Gewalt dargestellt werden, noch dazu von Juden.

Der ganze Absatz lautet „Die Beschneidung von Frauen hingegen ist ein Instrument der Unterdrückung, die mit massiven körperlichen und seelischen Schäden und der Einschränkung sexueller Empfindsamkeit verbunden ist. Es sollte nicht übersehen werden, dass die Beschneidung einer Frau nicht auf religiösen Gründen basiert, sondern auf kulturellen Traditionen und Mythen.“

Was passiert hier, wo liegt der Unterschied zum zitierten einzelnen Bestandteil?

Genitalverstümmelung wird in einen Gesellschaftlichen Kontext eingebunden, der die Momente von patriarchaler gewallt impliziert und so seiner rein kulturellen Bedeutung entkleidet. Durch den ersten Satz wird der zweite Satz auch lesbar als „Egal ob Genitalverstümmelung Religiös oder kulturell begründet wird, sie impliziert Unterdrückung und ist abzulehnen“.

Auf der Basis nur des zweiten Teils kann versucht werden, Gegensätze zu konstruieren wo keine sind, z.B. den, das der Zentralrat Genitalverstümmelung befürworten würde, wenn sie den religiös motiviert wäre. In Kenntnis des Ersten Teils entlarvt sich dies als das, was es ist: billige, blöde Effekthascherei.

…worum es eigentlich für uns im Leben geht.“

An dieser Stelle beende ich die Darstellung der Positionen der Antifeministischen Freunde der Männlichen Vorhaut, da im letzten Teil des Beitrages üble Antisemitische Vorurteile, wie die von den Reichen Juden, die die Menschen kontrollieren ihre Auferstehung feiern.

Eine Auseinandersetzung der Umdeutung der Männlichen Beschneidung zu einem Akt der Erhebung des Mannes über die Frau, über die Bedeutung von Unreinheit im Judentum, über Reines und unreines Blut will ich mir sparen.

Das in dem Beitrag bewusst antisemitische stereotype in seine Argumentation einbezieht, macht ihn letztendlich nur unerträglicher als er schon ist.

Das schönste ist aber, Sätze wie diesen zu lesen“„Wollen Sie, dass wir Probleme mit den Juden bekommen?“ Das ist vielleicht ein pragmatisch gültiges Argument, und es ist selbst nicht sexistisch, aber dafür ist es antisemitisch“. Da wird Antisemitisches Geschwätz als Antisemitisch dargestellt, um es dann trotzdem zu benutzen. So Sinnbefreit wie vieles in diesem Beitrag ist auch die Anmerkung, das die Antisemitische Gülle, die man lustvoll gleich zweifach zitiert, nicht sexistisch sei.

Nur soviel noch: Jemand, der über 600 Worte und fast 4000 Zeichen mit der Beschreibung des der Deutung der Beschneidung im Judentum Wirkt letztendlich nur noch peinlich, wenn er schreibt „Frühere Beschneidungsgegner waren tatsächlich meist Antisemiten, und die Kinder waren ihnen egal. “

…Wenn vor uns das Ende liegt und wir alleine sind,“

Damit hat er Recht, es stellt sich nur die frage, warum werden ihre Ideen dann ausführlichst rezipiert?

Nun, weil er zur Umdeutung aller Antisemitischen stimmen in der gegenwärtigen Diskussion ansetzt, die da lautet „Die aktuelle Opposition gegen die Beschneidung ist nicht antisemitisch.“

Seine Beweise: Das Kölner Urteil richtet sich gegen Muslime und Islamisten stehen in dieser Debatte mit den orthodoxen Juden auf der gleichen Seite.

Wie Blöde ist dass den? Das wäre so, als würde ich behauten:,die tatsche, das Alle Rechtsradikalen Parteien der BRD ein Verbot der Beschneidung von Jungen fordern macht alle Menschen die ein ein Benachteiligungsverbot fordern, zu Nazis. So ein Schluss ist Blödsinn und inhaltlich unhaltbar, Das gilt auch für das mit dem Antisemitismus.

…erkennen wir für uns das Glück, das wir sonst nie sehen.“

Ein Fazit für mich ist hier: ich lehne Genitalverstümmelung als Verbrechen ab, ebenso wie ich die Beschneidung von Jungen verurteile. Ich setze beides nicht gleich, weil es nicht gleichzusetzen ist. Ich bin mir sicher, das die Beschneidung von Jungen Spätfolgen zeitigt. Die Spätfolgen bei den meisten Mädchen sind aber vom Wesen her anders als die von Jungen, die Beschnitten wurden, und darum nicht vergleichbar. Das leiden beider Gruppen ist ähnlich, aber nicht wesensgleich. In der Anerkenntnis dieser Differenz liegt aber nicht, wie von den Antifeministen behautet, eine Diskriminierung einer Gruppe sondern die schlichte Beschreibung der Realität.

Zwischenüberschriften aus Die Toten Hosen – „Am Ende“ http://www.youtube.com/watch?v=4XxtZ59YvXY

[1] Beschneidung: Ignoranz und Sexismushttps://evidentist.wordpress.com/2012/09/11/beschneidung-ignoranz-und-sexismus/

[2] Ich bezeichne hier das, was auch Maskulinismus ist, als Antifeminismus, Maskulinismus immer auch Antifeminismus enthält, Antifeminismus aber nicht zwangsläufig Maskulinistisch ist.

[3] interessant ist in diesem Fall auch, dass eine solcher Diskursansatz über Beschneidung Menschen in der Piratenpartei vertreten wird.

[4] http://www.thewholenetwork.org/4/category/questioning%20circumcisionism/1.html

[6] http://frauenrechte.de/online/images/downloads/fgm/EU-StudieFGM.pdf

[7] http://pro-kinderrechte.de/faq/#7

[8] Ich bin mir der Tatsache wohl bewusst, das es „den Feminismus“ nicht gibt, aber das hier auszuführen, wäre Rahmen sprengend.

[9] http://de.wikipedia.org/wiki/Sexismus